Hinweis: Dieser Blogeintrag wurde von night-ride.ch, der Vorgängerwebsite von nightride.com, übernommen.
Update 12.12.23: Kein Versehen, es wird wirklich (fast) alles teurer. Hier eine erste, detaillierte Auswertung.
Hoppla. Ich habe nicht schlecht gestaunt, als ich heute Nachmittag die Nightjet-Seite durchforstet habe. Mein System war am Morgen komplett zum Stillstand gekommen, offenbar hatte es Probleme gegeben. Zuerst dachte ich, es müsse an einer neuen Preiskategorie liegen, die die ÖBB in den letzten Wochen bereits bei gewissen Linien angeboten hatten. Doch dazu später.
Was mich mehr erstaunte: die stark gestiegenen Preise. Gewisse Komfortkategorien sind ab heute mehr als doppelt so teuer. Beispiel: Ein 1er-Schlafwagen-Abteil von Basel nach Amsterdam kostet teilweise plötzlich 600 Euro (ohne Ermässigungskarte). Vor dem heutigen Tag war es für 283 Euro zu haben gewesen, auch für Verbindungen nach dem Fahrplanwechsel.
Teilweise, weil die Preise offenbar nicht mehr konstant bleiben. Bisher gab es Sparpreise («Sparschiene») und Normalpreise («Standard-Tickets»). Die Normalpreise waren für die jeweilige Strecke und Abteilart immer die gleichen, d.h. man konnte davon ausgehen, dass es preislich keine Rolle spielte, an welchem Tag man reiste. Den einzigen Unterschied machten Sparpreise, die jeweils in einer begrenzten Anzahl verfügbar waren.
Nun scheint es so, dass die gleiche Preiskategorie für die gleiche Strecke und das gleiche Abteil teilweise einen variierenden Preis hat. Den obigen Preis von 600 Euro habe ich für den 16. Januar gefunden. Am 9. Februar gibt es das selbe Abteil zu den gleichen Konditionen für 475 Euro – das ist rund 20 Prozent günstiger!
Und nicht nur die Luxuskategorien sind vom Anstieg betroffen. Die viel-gehypte Mini-Cabin auf der Strecke von Innsbruck nach Hamburg habe ich beispielsweise nicht unter 190 Euro gefunden (ebenfalls ohne Ermässigungskarte). Vor dem Preis-Aufschlag waren sie noch für 150 Euro zu haben – eine Steigerung von rund 27 Prozent, das ist selbst in Zeiten von grassierender Inflation happig.
Die Verwirrung komplett machen für mich die neuen Preiskategorien. Nun gibt es:
So weit, so gut. Abgesehen von der etwas verwirrlichen Namensgebung kann man den ÖBB zugute halten, dass sie mehr Flexibilität ermöglichen.
Aber das Ganze ist hochgradig verwirrlich.
Denn: Teilweise ist neue flexible Tarif günstiger als der halb-flexible. Dies scheint der Fall zu sein, wenn man eine Ermässigungskarte angibt, wie im untenstehenden Beispiel ein Halbtax. Das heisst im Umkehrschluss, dass sich der halb-flexible Preis nicht mehr an die Ermässigungskarte anpasst, genau so wenig wie der Sparpreis (was bereits vorher der Fall war). Dann frage ich mich jedoch, was diese Preiskategorie überhaupt noch soll – haben doch die meisten Menschen irgendeine Art von Ermässigung, sei es nur das Halbtax oder die Bahncard 25. Ich kann mir auch vorstellen, dass sie mittelfristig komplett verschwinden wird.
Für Schweizer Kund*innen, die lieber auf sbb.ch ein Ticket kaufen, ist die Sache aktuell noch einmal verwirrlicher. So wie es aussieht, lassen sich dort nur die neuen flexiblen Tarife buchen. Für die gleiche Verbindung und ein 2er-Abteil gibt es bei den SBB nur das Ticket für 250 Franken zu kaufen (da die SBB nach wie vor den unvorteilhaften 1:1-Eurokurs verwenden). Die halb-flexiblen habe ich dort noch nicht gesehen. Und um das ganze noch etwas unverständlicher zu machen, nennen sie die eigentlich voll flexible Kategorie «teilweise flexibel».
Was ich hier beschreibe, sind einzelne Beobachtungen im Laufe des heutigen Tages. Ich werde in den nächsten Tagen wie gewohnt Preise sammeln und dann hoffentlich bald was zu neuen Mustern sagen können. Alle Angaben ohne Gewähr. Wie immer. Aber...
... jetzt mal ehrlich: Irgendwie kann ich nicht so ganz glauben, dass Nachtzüge faktisch über Nacht (no pun intended) so viel teurer wurden. Eine kurze Suche hat zumindest keine Ankündigung oder Medienmitteilung oder dergleichen ergeben. Einzig der neue Nachtzug wurde heute nochmals breit vermarktet, kein Wort von Preiserhöhungen. Und zuletzt brüsteten sich die ÖBB damit, dass es mit dem Fahrplanwechsel bei den Tag-Verbindungen keine Preisaufschläge gebe (im Gegensatz zur Schweiz, wo es ein paar Prozent teurer wird).
Was ich auch nicht verstehe: In derselben Medienmitteilung steht, dass Nachtzug-Tickets ab dem 11. Oktober buchbar seien. Das waren sie auch – aber noch zum alten Preis. Der Preishammer kommt nun erst mit dem eigentlichen Wechsel. Könnte es sich tatsächlich um ein Versehen handeln? Die komplette Absenz einer Kommunikation ist schon etwas eigenartig. Nur: Was würde dann mit den bereits (zu teuer) gekauften Tickets passieren?
Fragen über Fragen, die hoffentlich bald beantwortet werden. Preisaufschläge hin oder her: night-ride.ch hilft Euch auch künftig, den Überblick im Preisdschungel zu behalten.
PS: Ja, die SBB haben ein aufgefrischtes Buchungs-System. Und nein, aktuell laufen davon keine Preise in night-ride.ch rein. Ich bin aber mit Hochdruck daran, das neue Portal ebenfalls einzubinden, damit wieder ein direkter Preisvergleich möglich sein wird. Entschuldigt die Verzögerung.
PPS: Weil ich night-ride.ch zwischenzeitlich auf die neue Kategorie aktualisieren musste, laufen die neuen Preise erst tröpfchenweise rein. Nutzt die Gelegenheit und schaut nach, wie viel günstiger es erst grad noch war...