Ein Foto eines Regiojet-Nachtzug
Foto: Sebastian Wilken (zugpost.org)

Košice? Die Stadt am östlichen Ende der Slowakei dürfte als Reiseziel bei vielen nicht weit oben auf der Liste stehen. Zu Unrecht! Ob als Ausgangspunkt für einen Trip in die Hohe Tatra oder für eine Erkundungstour durch die weitgehend autofreie Altstadt – Košice ist mehr als einen Blick wert.

Besonders bequem lässt sich Košice mit dem Nachtzug erreichen. Bei meinen bisherigen Fahrten war ich stets mit der tschechischen oder der slowakischen Bahn unterwegs, die verschiedene Verbindungen von Prag und Bratislava anbieten. Dieses Mal wollte ich eine weitere Option ausprobieren: Regiojet. Mit seinen gelben Zügen und Bussen verbindet das private Unternehmen Prag mit vielen europäischen Zielen. Das Konzept: solider Komfort zum günstigen Preis.

Auftakt in Prag

Meine Reise beginnt in Berlin. Und zwar stilecht: Bei der Fahrt mit dem Eurocity durch das malerische Elbtal lasse ich mich im Speisewagen verwöhnen, ehe ich am Abend Prag erreiche. Mein Gepäck gebe ich sicher an der Gepäckaufbewahrung ab und unternehme noch einen kleinen Spaziergang durch die Stadt. Wer lieber in der Nähe bleibt, kann es sich in der kleinen Lounge von Regiojet bequem machen.

Am Bahnhof in Prag

Zurück am Hauptbahnhof hat sich bereits eine Traube Menschen vor der Anzeigetafel versammelt. In Tschechien und der Slowakei wird das Gleis erst kurz vor Abfahrt bekanntgegeben. Unser Nachtzug nach Košice rollt schließlich auf einem der etwas düsteren Außenbahnsteige neben der Gleishalle ein.

Mein Zug

Neben Sitzwagen verschiedener Komfortniveaus – vom einfachen Reihensitz bis zum Businessabteil – gibt es im Regiojet auch „Schlafwagen“. Wer genauer hinschaut, erkennt darin klassische Liegewagen aus Altbeständen der Deutschen Bahn. Ich habe ein Einzelabteil gebucht, mit etwas Vorlauf gibt es das bereits ab 60 Euro. Wenige Tage vor Abfahrt habe ich 120 Euro gezahlt – verglichen mit anderen Nachtzügen in Europa immer noch ein sehr gutes Angebot.

Solider Komfort

Die Wagen sind zwar nicht mehr die jüngsten, doch Regiojet gibt sich Mühe, das Beste daraus zu machen: Die Liegen sind bereits bei Einstieg frisch bezogen, das Zugteam freundlich und engagiert.

Einstieg ins Abenteuer

Für mich als Alleinreisenden ist das Abteil fast schon luxuriös groß. Auf einer Seite sind alle drei Liegen ausgeklappt und mit Bettlaken, Decke und Kissen zum Schlafen vorbereitet. Ich kann mir meinen Lieblingsplatz also aussuchen. Tipp: Die obere Liege ist etwas kürzer. Wer größer als 1,80 m ist, schläft besser unten oder in der Mitte.

Blick ins Abteil

Auf der gegenüberliegenden Seite sind die beiden oberen Liegen eingeklappt, sodass unten eine gemütliche Sitzbank entsteht. Gepäck findet bequem über der Tür oder unter den Liegen Platz. Zwei Steckdosen am Fenster sollen Strom liefern, in meinem Abteil waren sie aber leider außer Betrieb. Das WLAN hingegen funktionierte tadellos.

Durch die Nacht

Kurz nach der Abfahrt bringt der Zugbegleiter eine Flasche Wasser und einen Orangensaft vorbei. Wer möchte, kann für ein paar Euro noch etwas zu Essen oder einen Schlummertrunk bestellen. Fahrkarten werden übrigens nicht kontrolliert – ist das Abteil wie gebucht belegt, geht man davon aus, dass alles passt.

Die Liegen sind bereits bezogen

Da die Fahrt mit rund acht Stunden relativ kurz ist, mache ich mich bald bettfertig. Am Wagenende gibt es eine Toilette und einen separaten Waschraum, beides blitzsauber und liebevoll dekoriert mit Blumen und Duftstäbchen. Im Abteil ziehe ich den Vorhang an der Tür zu und sichere sie mit dem Kettchen. Von außen abschließen lässt sie sich leider nicht – wer allein reist, sollte Wertsachen beim Gang zur Toilette lieber mitnehmen.

Toilette mit Waschgelegenheit
In den Gängen des Liegewagens

Zwischen Mitternacht und halb sechs herrscht Nachtruhe. Wer noch Wünsche hat, sollte sich also rechtzeitig melden. Für einen Nachtzug hält der Regiojet unterwegs recht häufig, wodurch ich ein paar Mal kurz wach werde. Auch sonst ist die Fahrt insgesamt etwas holpriger als in moderneren Zügen. Trotzdem schlafe ich erstaunlich gut.

Die Abteile lassen sich mit Kette abschliessen

Ankunft in Košice

Am frühen Morgen wache ich irgendwo in der Ostslowakei auf. Die Hohe Tatra ist in der Nacht an uns vorbeigezogen, für einen Blick auf die Gipfel war es zu früh. Kurz darauf bringt der Schaffner einen Becher Instantkaffee und ein Hörnchen vorbei – kein ausgiebiges Frühstück, aber immerhin eine nette Geste.

Die letzten Kilometer folgen wir dem Fluss Hornád, während sich die Sonne langsam durch den Morgennebel kämpft. Pünktlich um kurz nach sechs erreichen wir Košice. Schade eigentlich – von mir aus hätte die Fahrt gern noch ein wenig länger dauern dürfen.

In Košice angekommen

Während der Bahnhof langsam erwacht, laufe ich in Richtung Altstadt. Nur wenige Schritte, und ich stehe bereits mitten in der weitläufigen Fußgängerzone. Vor mir liegen der Dom, das Nationaltheater – und ein voller Tag. Nachtzug sei Dank!

Regiojet: Mein Fazit

Der Regiojet nach Košice ist kein Nachtzug für Langschläfer. Und auch Liebhaber, die den Komfort eines „richtigen“ Schlafwagens schätzen, könnten enttäuscht sein. Dafür punktet er mit Sauberkeit, freundlichem Service und günstigen Preisen. Insgesamt ein solides Angebot für alle, die ohne großen Luxus, aber bequem und entspannt reisen möchten.

Zug von der Seite

Prüfe hier die Nachtzug-Verfügbarkeiten von Prag nach Košice


Zum Autor: Sebastian Wilken ist leidenschaftlicher (Nacht)Zug-Fahrer und schreibt in seiner Zugpost über Zugreisen in Europa. In diesem Gastbeitrag legt er seine persönliche Sicht dar.

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