Blick in einen Gang eines schwedischen Nachtzuges im Zwielicht
Mit dem Nachtzug durch Schweden

Der zweite Sonntag im Dezember ist bei Europas Eisenbahnen ein besonderer Tag: Fahrplanwechsel! Traditionell der Termin, an dem wir neue Zugverbindungen begrüßen – und manchmal, leider, auch Abschied nehmen müssen. In diesem Jahr ist es der 14. Dezember, an dem der neue Jahresfahrplan für 2026 in Kraft tritt.

Für Nachtzug-Fans gab es zuletzt viel zu feiern: Neue Strecken kamen hinzu, moderne Züge rollten aufs Gleis. Nun jedoch breitet sich Katerstimmung aus. Nach Jahren des Booms werden wieder Verbindungen gestrichen. Prominentestes Beispiel: Die Nightjets nach Paris, die nach dem vorzeitigen Ende der französischen Förderung nicht mehr wirtschaftlich sind. Auch Schweden zieht sich aus der Subventionierung zurück.

Ist das schon das Ende vom schönen Nachtzug-Traum? Oder nur ein Wachstumsschmerz? Hoffnung gibt es durchaus: Die schönste Nachricht kommt aus der Schweiz, die ab Frühjahr 2026 einen Nachtzug nach Kopenhagen und Malmö anbietet. Auch Polen baut sein Nachtzugnetz weiter aus. Und etablierte Nachtzüge wie der Caledonian Sleeper in Schottland sind beliebt wie eh und je.

Diese und viele weitere Änderungen und Neuigkeiten im Fahrplan 2026 nehmen wir in diesem Artikel unter die Lupe.

Anmerkung: Bis zum Fahrplanwechsel am 14. Dezember 2025 können sich kurzfristig noch Details ändern oder weitere Neuigkeiten ergeben. Wir werden diesen Artikel regelmäßig für euch aktualisieren.

Aurora: Nachtzug nach Kopenhagen und Malmö

Fangen wir mit einer guten Nachricht an: Im April 2026 startet ein neuer Nachtzug von Basel nach Kopenhagen und Malmö. Betrieben wird der Zug von den Schweizerischen Bundesbahnen (SBB) in Kooperation mit RDC Deutschland, die das Wagenmaterial stellt.

Vorausgegangen war ein langes Hin und Her um eine Unterstützung durch die Schweizer Regierung. Im Juli 2025 dann die erlösende Nachricht vom Bundesamt für Verkehr: Die neue Linie von der Schweiz durch Deutschland und Dänemark bis nach Schweden wird zunächst für fünf Jahre gefördert.

Die Übersicht über Verbindungen von Basel nach Malmö

Der Nachtzug wird den Namen „Aurora“ tragen und dreimal wöchentlich verkehren. Er soll Liege- und Schlafwagen führen. Die Ausstattung dürfte den Nightjets auf der Linie Zürich–Amsterdam entsprechen, deren Wagen ebenfalls von RDC Deutschland stammen. Die ÖBB sind beim Nachtzug nach Kopenhagen und Malmö allerdings nicht beteiligt.

Alle weiteren Infos zum neuen Nachtzug präsentieren wir dir in unserer Übersicht. Und im Interview gibt SBB-Projektleiter Robér Bormann spannende Einblicke hinter die Kulissen.

Bitteres Aus für Nightjets nach Paris

Es ist der wohl größte Rückschlag in Sachen Nachtzug seit Jahren: Ende September sickerten erste Meldungen durch, dass die ÖBB ihre Nightjet-Linien Berlin–Paris und Wien–Paris nach nur zwei bzw. vier Jahren wieder einstellen. Kurz darauf folgte die offizielle Bestätigung.

Hintergrund: Die französische Regierung, die die Züge subventioniert hatte, zieht sich vorzeitig aus der Unterstützung zurück. Offiziell begründet wurde dies damit, dass ÖBB und SNCF die Nightjets nicht täglich, sondern nur dreimal pro Woche verkehren ließen. Tatsächlich dürfte aber wohl die akute Haushaltskrise in Frankreich dahinter stecken.

Die Ankündigung sorgte für eine Welle des Protests, unter anderem organisiert vom europäischen Netzwerk Back-on-Track und der französischen Initiative Oui au train de nuit. Doch vergeblich: Die beliebten Nachtzüge entfallen ab Dezember 2025. Damit verschwinden die letzten internationalen Nachtzugverbindungen in Frankreich. Es verbleiben noch die inländischen Intercités de Nuit zu verschiedenen Zielen in Südfrankreich.

Doch es ist nicht ausgeschlossen, dass die Nachtzüge nach Paris schon bald zurückkehren könnten. Die Hoffnung trägt einen Namen: Jean Castex. Der Ex-Premierminister übernimmt im November den Vorsitz der französischen Staatsbahn SNCF und kündigte an, dass das Aus der Verbindungen eines seiner „ersten Themen“ sein werde. Castex gilt als Eisenbahnkenner und ausgesprochener Nachtzugfreund.

Auch Nightjets nach La Spezia entfallen

Zu einer Reduzierung des Angebots kommt es auch im Nightjet-Verkehr nach Italien: Die ÖBB werden ihre Verbindungen von München und Wien nach La Spezia im Fahrplan 2026 nicht mehr anbieten. Die Züge führten bislang über Mailand und Genua in die ligurische Hafenstadt und banden dabei auch die berühmten Dörfer der Cinque Terre an.

Ein Zug fährt der ligurischen Küste entlang, im Hintergrund Dörfer der Cinque Terre
Unterwegs an der ligurischen Küste

Ganz gestrichen werden die Nachtzüge jedoch nicht, sondern enden künftig bereits in Mailand. Reisende an die Küste müssen dort auf italienische Tageszüge umsteigen.

Die letzten Fahrten nach La Spezia fanden bereits im September statt. Seitdem ruht der Verkehr wegen Bauarbeiten. Nun wird er zum Fahrplanwechsel endgültig eingestellt, wie die ÖBB auf ihrer Website mitteilten.

Schweden: Euronight nach Stockholm gerettet

Zwei Nachtzüge verbinden Berlin über Hamburg mit Stockholm: der private Snälltåget sowie der Euronight der schwedischen Staatsbahn SJ. Der SJ Euronight ging im September 2022 an den Start und wird seither von der schwedischen Regierung unterstützt. Nachdem diese Subventionen im Sommer 2026 auslaufen, gab die SJ jedoch nun bekannt, sich von dem Nachtzug nach Berlin zurückzuziehen.

Für einige Tage schien es, als stünde die bequeme Verbindung – anders als Snälltåget führt der Euronight auch Schlafwagen – bereits nach drei Jahren vor dem Aus. Doch dann vermeldete das private Unternehmen RDC Deutschland, das im Auftrag der SJ Wagenmaterial und Personal stellt, den Zug ab August 2026 in eigener Regie weiter zu betreiben.

Einen Wermutstropfen gibt es aber: Da der Betrieb nur zu stark nachgefragten Zeiten einträglich ist, wird RDC Deutschland den Fahrplan ausdünnen. Die genauen Verkehrstage sind noch nicht bekannt. Es heißt aber, künftig könnte etwa die Hälfte der bisherigen Fahrten entfallen.

Snälltåget nach Norwegen

Bei Snälltåget zeigt man sich indes zufrieden mit der Verbindung nach Deutschland: Auch im Fahrplan 2026 wird der Nachtzug von Berlin über Hamburg nach Stockholm wieder an über 200 Verkehrstagen unterwegs sein, einzelne Züge starten sogar bereits in Dresden.

Ein Snälltåget-Nachtzug im Bahnhof Malmö
Snälltåget fährt 2026 erstmals nach Norwegen

Darüber hinaus will das Unternehmen auch innerhalb Skandinaviens expandieren und plant 2026 erstmals Nachtzüge nach Norwegen. Aus Fahrplandaten geht hervor, dass saisonal zwei Verbindungen von Malmö nach Oslo und Trondheim vorgesehen sind. Im Gespräch ist zudem eine XXL-Strecke von Malmö über Stockholm bis nach Narvik, die Schweden einmal komplett von Süd nach Nord durchquert.

Polen: Neue Strecken und mehr Komfort

Polen ist schon lange ein gutes Pflaster für Nachtzugfans – und baut das Angebot im Fahrplan 2026 weiter aus. So erhält der im vergangenen Jahr eingeführte "Baltic Express" zwischen Gdynia und Prag ab Dezember 2025 dauerhaft einen Schlafwagen. Bislang war dieser nur saisonal im Einsatz. Außerdem ändert sich der Laufweg: Der Nachtzug wird künftig über Bydgoszcz, Toruń und Iława verkehren.

Zudem kündigte die polnische Bahn PKP neue Verbindungen zwischen Deutschland und Polen an. Darunter sind ein Nachtzug zwischen Berlin und Przemyśl an der polnisch-ukrainischen Grenze sowie eine weitere Verbindung zwischen Berlin und Chełm über Łódź und Warschau. Einen Haken gibt es allerdings: Beide Züge werden zunächst nur mit Sitzwagen betrieben, Schlaf- oder Liegewagen sind vorerst nicht vorgesehen.

Nachtzug ins Baltikum

Der Zugverkehr in und nach den Ländern des Baltikums hat sich in den letzten Jahren deutlich verbessert. Mit dem Fahrplanwechsel kommt nun eine weitere Änderung hinzu, von der vor allem Nachtzugreisende profitieren: Zwischen Warschau und Vilnius wird die Fahrzeit um rund eine Stunde verkürzt, außerdem geht eine zweite tägliche Verbindung an den Start.

Damit entsteht in Warschau erstmals ein sinnvoller Anschluss zwischen dem Nachtzug „Chopin“ aus München und Wien (Euronight 406/407) und der Weiterreise in die litauische Hauptstadt. Der Nachtzug erreicht Warschau planmäßig um 8:15 Uhr, die Abfahrt des Zuges nach Vilnius ist für 9:04 Uhr vorgesehen. Die Umstiegszeit von knapp einer Stunde sollte in der Regel ausreichen. Und falls doch einmal etwas schiefgeht, fährt am Mittag ein weiterer Zug nach Vilnius.

Ein Zug fährt über eine Brücke in der Nähe von Riga
Künftig geht es einfacher ins Baltikum

Auch in der Gegenrichtung passt die Verbindung: Der Mittagszug aus Vilnius erreicht Warschau um 18:55 Uhr, die Abfahrt des Euronight nach Wien und München erfolgt um 19:41 Uhr.

Caledonian Sleeper über Birmingham

Beim Caledonian Sleeper, der London mit Schottland verbindet, kommt es zum Jahresbeginn 2026 zu einer Änderung beim Laufweg: Künftig werden einige Züge über Birmingham geführt und binden damit eine weitere englische Großstadt an das Nachtzugnetz an.

Den zusätzlichen Halt am Bahnhof Birmingham International erhalten die Züge des Highland Sleeper mit den Zugteilen nach Aberdeen, Inverness und Fort William. Hintergrund ist eine steigende Nachfrage aus der Region sowie das Ziel, den Tourismus in den Highlands und den West Midlands zu fördern. Abfahrtszeiten und Reisedauer sollen sich trotz der neuen Route nicht verändern. Der Lowland Sleeper mit den Zielen Glasgow und Edinburgh bleibt dagegen auf seiner angestammten Strecke.

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Der Caledonian Sleeper ist einer von noch zwei Nachtzügen im Vereinigten Königreich. Seit seiner Wiederverstaatlichung durch die schottische Regierung im Jahr 2023 verzeichnet er stetig wachsende Fahrgastzahlen.


Zum Autor: Sebastian Wilken ist leidenschaftlicher (Nacht)Zug-Fahrer und schreibt in seiner Zugpost über Zugreisen in Europa. Er beobachtet für Night Ride den Nachtzug-Markt und versorgt euch mit den besten Tipps und Tricks für die schönsten Strecken – inklusive toller Bilder, die er allesamt selber schiesst.

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